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Serie: Göttingen Undercover: Versteckte Anekdoten #1 

Burg Plesse – wie Mythen und Sagen entstehen

Von Ulrich Drees
Habt ihr euch jemals gefragt, wo Sagen und Legenden ihren Ursprung finden? In diesem Text tauchen wir in die sagenhafte Geschichte der Burg Plesse ein, die von einem vermeintlichen Bauopfer und den Schatten der Vergangenheit geprägt ist. Seid ihr bereit, zwischen Fakten und Fiktion zu wandeln und die Wahrheit hinter den Legenden zu entdecken?
  • Die Burg Plesse aus der Vogelperspektive

Die Sage rund um das taubstumme Mädchen

„Mutterbrust war weicher als ein Küsschen, aber Mutterherz war härter als ein Stein.“ Mit diesen Worten zitiert Georg Schambach, geborener Göttinger und späterer Gymnasialdirektor in Einbeck eine zuvor taubstumme Dreijährige in den „Niedersächsische Sagen und Märchen Aus dem Munde des Volkes“ von 1855.

Wenn ihr jetzt fragt, warum eine Taubstumme plötzlich sprechen kann, lautet die Antwort vermutlich: nachvollziehbare Empörung. Denn die Kleine wurde dem „Volksmund“ zufolge beim Bau der Burg Plesse im wörtlichen Sinne „eingemauert“, um die Uneinnehmbarkeit der Befestigung sicherzustellen. Ihre Mutter habe, so Schambach, die junge Reiershäuserin nämlich für dreihundert Dreier – gemeint ist wohl das ab dem 16. Jahrhundert geprägte Dreipfenniggröschlein – als „Bauopfer“ für eben diesen Zweck verkauft.

Grausam – aber erfunden

So grausam uns diese Geschichte auch erscheint, so dürfte sie doch erfunden sein. Zwar sind ähnliche Bauopfer aus anderen Überlieferungen bekannt, bewiesen sind sie bisher aber nicht. Auch im Fall der Burg Plesse lässt bereits die Bezahlung Zweifel aufkommen, denn die 1015 erstmals urkundlich erwähnte Burg, stand zu Beginn des 16. Jahrhunderts als die ersten „Dreier“ auftauchten, schon mehr als 500 Jahre. Ihr erster bekannter Besitzer war außerdem Bischof Meinwerk von Paderborn, der als Kirchenmann hoffentlich nicht solch eine stattliche Summe Geldes für ein heidnisches Opferritual ausgegeben hätte.

Ein Ausflug kann richtig anstrengend sein!

Stellt euch mal vor, wie der bute Herr Schambach Anfang des 19. Jahrhunderts als Studenten mit seinen Kommilitonen den beliebten Ausflug unternommen haben. Zu Fuß – womöglich noch mit einem schweren Picknickkoffer und einigen Flaschen Wein. Das kann richtig anstrengend werden! Die Herren Studenten haben sich den gerne erleichtertet, indem sie einen kräftigen Einheimischen als Fremdenführer und Träger anheuerten.

Fremdenführungen – ein gutes Geschäft

Ein gutes Geschäft für die Reyershausener, in dem sich besonders diejenigen hervortaten, die ihren Kunden die Wanderung mit ein paar spannenden und womöglich gruseligen Geschichten über die Burgruine versüßten. So erscheint es gut möglich, dass die Sage von der eingemauerten Dreijährigen, die später Eingang in die Schambachsche Sammlung fand, in der Fantasie eines findigen Reyershauseners und ein paar ansehnlich platzierten Katzenknochen ihren Ursprung fand.

Göttingen als Sagen-Zentrum?

Manche Experten behaupten sogar, dass sich die Vielfalt von Sagen über solche Bauopfer, die im 19. Jahrhundert an den verschiedensten Orten entdeckt wurden, in einer Art Wellenbewegung von den geisteswissenschaftlichen Instituten der gut vernetzten Universität Göttingen ausbreitete. Aber lassen wir uns nicht täuschen, oder? Wenn das wirklich so gewesen wäre, dass wäre einfach zu gut, um wahr zu sein.

  • Die Burg Plesse im Sonnenuntergang.

Vom Landgraf zum Flecken: Die Geschichte der Burg Plesse

Historisch gesichert ist, dass nach einigen Besitzerwechseln der hessische Landgraf Moritz von Hessen-Kassel – ein überaus gebildeter Kultur-Mäzen und Anhänger der Alchemie als letzter prominenter Herr der Plesse gilt.

Nicht beliebt bei Freund und Feind

Da er während des dreißigjährigen Kriegs weder in seinem eigenen Land noch bei seinen kaiserlich-katholischen Feinden sonderlich beliebt war, verbrachte er dort seine letzten Jahre vor der Abdankung und wurde 1627 sogar von kaiserlichen Truppen belagert.  

Burg Plesse wurde aufgegeben

In der Folge wurde die Burg – inzwischen im Besitz des Flecken Bovenden 1660 endgültig aufgegeben und begann zu verfallen. Die Zeit der Sagen und Spukgeschichten begann. Einen Ausflug lohnt die Burg auf jeden Fall immer noch. Wenn ihr euch vorab informieren wollt, findet ihr hier weitere Informationen.

Ulrich Drees
Als Kleinstadtkind war mir mit 18 Hamburg zu groß: Heute finde ich Hamburg super, bin aber froh, in Göttingen zu leben.

Redaktion: Malisa Wille & Florian Heinz

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