Am Vormittag ist es noch recht leer im Parkbad Weende. Obwohl die Sonne vom Himmel brennt, ist das kein Wunder, denn die Schulferien haben noch nicht begonnen. Das wird sich am Nachmittag schlagartig ändern. Die ruhigeren Phasen haben allerdings auch ihr Gutes. Sie verschaffen den Mitarbeiter*innen ein wenig Luft zum Großreinemachen.
Tobias Kämmerer ist Fachangestellter für Bäderbetriebe, früher hieß das Schwimmmeister-Gehilfe. Er reinigt den Beckenbodensauger. „Der schafft alles weg, was auf den Boden sinkt“, sagt er, „Sand, Algen oder Pflaster zum Beispiel.“ Tobias Kämmerer hebt den schweren Sauger aus dem Wasser und spült die Filter, jeweils vier auf einmal, mit Hochdruck in einer speziellen Vorrichtung. „Wir reinigen immer und ständig, wenn es der Badebetrieb ermöglicht“, sagt er.
Seine Kollegin Rachel Milojevic fegt derweil den Sand am Boden des Kombibeckens zurück in den Nichtschwimmerbereich. Dort soll der Sand den Boden bedecken. Fegen ist leichter gesagt als getan. Rachel Milojevic benutzt dazu eine acht Meter lange Aluminiumstange, an deren Ende der große Unterwasserbesen befestigt ist. Das erfordert viel Kraft, wie es aussieht.
Und dann gibt es noch den Elektro-Scrubber. Damit werden regelmäßig die Algen von der Beckenwand entfernt. Das Gerät sieht aus wie eine überdimensionale elektrische Zahnbürste mit rotierendem Kopf und funktioniert auch so. Heike Reinemann ist als Meisterin für Bäderbetriebe für das Parkbad Weende verantwortlich. Eben hat sie den zurückgelassenen Müll der Freibadbesucher eingesammelt. Auch das gehört zum täglichen Programm der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vermeidbare Zeit, da schließlich genügend Abfallbehälter vorhanden sind.
Heike Reinemann zeigt, wo am nördlichen Ende des Areals das Wasser für das Naturbad aufbereitet wird. Viel ist dort nicht zu sehen, nur ein großes Schilf-Feld, das aus zahlreichen Düsen mit Wasser besprengt wird. Eine Infotafel veranschaulicht den Badegästen, was dort im Untergrund passiert.
1.200 Quadratmeter Wasserfläche, gespeist aus dem Weendespring, bietet das Bad. Das Beckenwasser läuft durch die Überlaufrinnen in den Schwallwasserbehälter. Dort wird auch Nachfüllwasser aus der Quelle zugeleitet. „Das ist der Ausgleich für die Wassermenge, die die Badenden mit aus dem Becken nehmen und für die Verdunstung“, erklärt Heike Reinemann.
Vom Schwallwasserbehälter wird das Wasser auf den Geomatrix-Bodenfilter gepumpt. Das ist das Wasser, das im Schilf habe glitzert. Die Schilf-Wurzeln halten den Kies locker und dienen somit der Sauerstoffversorgung. Mikroorganismen in verschiedenen Filterschichten reinigen das Wasser.
Luft- und Wassertemperatur, der pH-Wert sowie die Durchflussmenge werden in diesem geschlossenen Kreislauf permanent gemessen. Ein Prozessleitsystem liest die Daten aus und steuert den Wasserkreislauf automatisch. Ein Haufen Technik, von der die Badbesucher*innen nichts bemerken.
Seit dem Umbau zwischen 2016 und 2018 ist das Parkbad Weende, wie wir finden, ein echter Gewinn. Die Trennung des Sprungbeckens vom Bahnenbecken ist sinnvoll, um Kollisionen zwischen Schwimmern und Springern zu vermeiden. Die oberste Plattform des Sprungturms liegt auf 10 Metern Höhe. Darunter könnt ihr mutig aus 7,5 Metern, 5 Metern und 3 Metern springen. Wenn ihr Einsteiger seid, könnt ihr euch zuerst am 1-Meter-Sprungbrett neben dem Turm versuchen.
Die große geschwungene Rutsche ist seit Generationen das Highlight des Weender Bads. Das gilt auch für die Strandkörbe und Liegen im Beach-Bereich. Und da Schwimmen bekanntlich hungrig und durstig macht, gibt es das Strandhaus37. Am Strand, in der Lounge oder auf der Dachterrasse bekommt ihr alles, was euer Herz begehrt – von knusprigen Freibad-Pommes bis zum karibischen Cocktail.
Im Naturerlebnisbad Grone ist Rigobert Köhler für die Abläufe verantwortlich. Das Freibad wurde 2006 nach einer kurzen Umbauphase als erstes Naturbad in Göttingen eröffnet.
„Wir hatten seinerzeit keinerlei Erfahrung mit einem derartigen Bad“, berichtet der Schwimmmeister. „Wir haben uns vieles einfach selbst beigebracht.“ Learning by doing hat ja augenscheinlich funktioniert. Die Verfahrensweise der Wasseraufbereitung funktioniert im Prinzip genauso wie im Weender Parkbad. Die Filterfläche ist allerdings bedeutend größer.
„1.800 Quadratmeter Wasserfläche haben wir hier“, sagt Rigobert Köhler, „und ebenso viel Filterfläche draußen unter dem Schilf-Feld.“ Übermannshoch und unübersehbar stehen die Pflanzen gegenüber dem Eingang. Bei Vollauslastung laufen bis zu 450 Kubikmeter Wasser pro Stunde durch die biohydraulische Filteranlage. Dabei wird das gesamte Beckenvolumen bis zu dreimal täglich ausgetauscht. „Der Reinigungsaufwand ist um 1.000 Prozent höher als bei einem herkömmlichen Freibad“, sagt Köhler, „aber es lohnt sich.“ Weiches Wasser, keine Chemie, kein Chlorgeruch.
Bei der Gestaltung haben sich die Mitarbeiter*innen der Göttinger Sport und Freizeit GmbH (GoeSF) eng an einem natürlichen Gewässer orientiert und sind voll auf Natur ausgerichtet. Das sieht man auf den ersten Blick.
Neben Naturstein, wie am Sprungturm, wurde viel Holz verbaut, es gibt Sand- und Kiesbereiche und viele Spiel- und Bademöglichkeiten für Kinder. Dicke Schiffstaue dienen als Geländer am hölzernen Steg. Die Bepflanzung reicht teils bis direkt an die Becken heran. Der alte Baumbestand ringsum tut ein Übriges, dieses Bad wie eine natürliche Seenlandschaft aussehen zu lassen. Außerdem bietet er Schatten an heißen Tagen.
Blühstreifen sowie ein großes Insektenhotel sorgen dafür, dass es auch allerlei Nützlingen gutgeht. Große Infotafeln des integrierten Naturlehrpfads weisen beispielsweise auf verschiedenste Libellenarten hin. „Aber auch auf Fische, die in einem solchen Gewässer leben würden, gäbe es den Störfaktor Badegast nicht“, erklärt Rigobert Köhler und lacht.
Selbst auf der winzigen Terrasse vor seinem Häuschen stehen Kästen mit kräftigen Tomatenpflanzen. Wer nett fragt bekommt auch ein bisschen Futter für die vier Goldfische, die in einem kleinen Bassin neben dem Schwimmmeisterhäuschen leben.
Zahlreiche Stammgäste freuen sich über das schöne klare Wasser und die gepflegte Anlage des Naturbads. Viele von ihnen kommen früh morgens und abends zum Schwimmen. Und natürlich gehören auch hier Eis, Kaltgetränke und leckere Pommes rot-weiß unbedingt dazu. Auffallend ist die relaxte Stimmung. Rigobert Köhler findet die Menschen hier alle nett. Ärger gibt es so gut wie nie. „Das liegt vielleicht auch daran“, sagt er, „dass wir hier nur eine Baderegel haben, die jeder versteht: Ich darf niemals auffallen.“
Wer lieber in einem echten See schwimmen möchte, wo es auch erlaubt ist, findet in der Umgebung von Göttingen zwei Möglichkeiten. Beispielsweise am Wendebachstausee zwischen Niedernjesa und Reinhausen mit seiner hervorragend getesteten Wasserqualität.
Mit verschiedenen Freizeiteinrichtungen wie Informationstafeln, Spielwiesen, Grillplatz, Grillhütte und dem Imbiss „Taverne am See“ erfreut er sich großer Beliebtheit. Während der Schulferien im Sommer und bei gutem Wetter wird der Badebereich des Sees von Rettungsschwimmern der DLRG beaufsichtigt. Neben dem Baden sind auch Boot fahren und Angeln möglich.
Etwas weiter entfernt liegt der Seeburger See der über ein eigenes Freibadgelände verfügt. Das Naturschwimmbad am See hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Der gepflegte Rasen eignet sich hervorragend als Liegefläche. Wer es exklusiver mag, kann sich einen der gemütlichen Strandkörbe mieten. Zusätzliches Urlaubsfeeling vermittelt ein angelegter Sandstrand direkt am Wasser. “
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