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Göttinger Wissenschaft: Gauß, Weber und die Klingonen

Von Christoph Mischke
Was verbindet die Wissenschaftler Carl Friedrich Gauß und Wilhelm Weber mit dem Science-Fiction Universum von “Star-Trek” und dem Hamburger Musikkabarettisten Bodo Wartke? Dazu müssen wir ein kleines bisschen ausholen, lehnt euch zurück, und holt euch einen Tee.
  • Friedrich Gauß und Wilhelm Weber sind auf dem Denkmal zu erkennen, das nächtlich illuminiert wurde.

Gauß und der erste elektromagnetischer Telegraph

Gauß und Weber haben, neben zahlreichen wissenschaftlichen Entdeckungen, die bis heute Bestand haben, auch den ersten elektromagnetischen Telegraphen der Welt erfunden, unter anderem erinnert das Gauß-Weber-Denkmal am Wall an die Erfindung. Im Mai des Jahres 1833 erprobten sie ihre Erfindung hoch über den Dächern Göttingens. „Wissen vor meinen, sein vor scheinen“ war eine der ersten Nachrichten, die sich die beiden mithilfe eines morsecodeähnlichen Alphabets übermittelten. Ein Satz, der heute, im Zeitalter der weltweiten digitalen Kommunikation und Nachrichtenübermittlung, aktueller nicht sein könnte.

Kupferdrähte über Göttingens Dächern

Zwei Kupferdrähte ließen die Wissenschaftler spannen, von der historischen Sternwarte, dem magnetischen Observatorium, zum Accouchierhaus am Geismartor, weiter zur Universitäts-Apotheke, über den Nordturm von St. Johannis bis zu Webers Zimmer im ehemaligen “Physicalischen Cabinet” am Papendiek. Obwohl Gauß und Weber die Möglichkeit einer kommerziellen Nutzung bewusst war, diente der Telegraph ausschließlich ihrer internen Kommunikation.

Keine kostspieligen Versuche

In einem Brief an den Baron Schilling von Cannstadt schrieb Gauß nämlich 1835:

„Mich soll wundern, wo man zuerst die elektromagnetische Telegraphie praktisch und im großen Maßstab ins Leben treten lassen wird. Früher oder später wird dies gewiß geschehen, sobald man nur erst eingesehen haben wird, daß sie sich ohne Vergleich wohlfeiler einrichten lässt als die optische Telegraphie. Bei mir bleibt dies freilich nur eine Idee, da ich mich auf kostspielige Versuche, die keinen unmittelbare wissenschaftlichen Zweck haben, nicht einlassen kann.“

  • Der Laserstrahl trifft auf den Nordturm von St. Johannis und verursacht dort einen grünen Fleck

Ein grüner Laser über den Dächern Göttingens

Der Gauß-Weber-Laser, der seit November 2007 des Nachts über Göttingens Dächern pulsiert, zeichnet den Verlauf der ersten elektromagnetischen Datenleitung nach. Mehr noch, mit dem Gauß-Weber-Code, den ihr auf der Seite von Measurement Valley findet, könnt ihr monatlich wechselnde Botschaften entschlüsseln. Die jeweiligen Auflösungen findet ihr auch dort. Das macht echt Spaß und funktioniert auch mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz.

  • Die Bronze-Installation im Innenhof der SUB.
  • Inschrift der Bronze-Installation auf klingonisch.
  • Dokumente mit handschriftlichen Morse-Alphabet

Bronze Installation erinnert an Gauß

Noch eine zweite Installation erinnert in Göttingen an die bahnbrechende Erfindung der beiden klugen Köpfe. Zwei Bronze-Stelen mit einem funktionierenden Innenleben sind im September 2011 in Betrieb gegangen. Sie stehen am Start- und Zielpunkt der einstigen Telegraphen-Leitung, an der historischen Sternwarte in der Geismar Landstraße sowie im Innenhof der alten SUB, dem ehemaligen physikalischen Kabinett. Die Göttinger Gauß-Kuppel-Gemeinschaft hat die beiden Objekte gestiftet und an die Universität Göttingen übergeben. Die Göttinger Reinhold Wittig und Wolfgang Brunk haben die 40 mal 40 mal 70 Zentimeter messenden Quader, die moderne Technik enthalten, gefertigt. Mit zwei Schaltern und dem abgebildeten Code für das Alphabet, könnt ihr nun Botschaften verschlüsseln, senden und dabei erleben, wie mühsam und langwierig es für Gauß und Weber war, Nachrichten zu übermitteln.

26 Sprachen und eine Hommage an “Star Trek”

„Ruf doch gleich mal zuhause an und erzähle, dass du gerade an dem Ort bist, an dem in Göttingen 1833 die erste elektromagnetische Telekommunikation stattgefunden hat. Und dass du gerade selbst ausprobiert und nacherlebt hast, wie umständlich es damals war.“ Diesen Satz hat Reinhold Wittig in 26 Erdensprachen in die Stelen eingearbeitet und in einer außerirdischen: in Klingonisch. An dieser Stelle ein herzliches „Qatlho’“ an unsere Gästeführerin Dr. Gudrun Keindorf für die humorvolle Inspiration zu dieser Geschichte. Jetzt wird euch klar, was “Star Trek” mit der Göttinger Wissenschaft zu tun hat, oder?

Hamlet und Gesang auf klingonisch

Die Sprachentwicklung des Klingonischen geriet im Verlauf der weiteren “Star-Trek”-Filme schon fast zur eigenen Wissenschaft. Die Produzenten beauftragten sogar mit Marc Okrand einen US-amerikanischen Sprachwissenschaftler, um die Sprache möglichst realistisch darzustellen. Inzwischen gibt es nicht nur ein offizielles “Star Trek”-Wörterbuch „Klingonisch/Deutsch – Deutsch/Klingonisch“, auch zahlreiche Filme und Serien verwenden die klingonische Sprache. Selbst Shakespeares Hamlet gibt es bereits in einer entsprechenden Übersetzung. Tja, und Bodo Wartke? Bei seinen Live-Auftritten, der Hamburger ist seit vielen Jahren quasi Stammgast auf Göttinger Bühnen, vermag der Liedermacher in seinem „Liebeslied“ die Zeilen „Ich will’s in allen Sprachen für dich singen, auf allen Instrumenten zum Erklingen bringen: Ich liebe dich“ in über 80 Sprachen zu singen, natürlich auch auf Klingonisch. Das liest sich dann so: „SoHvaD jImatlh, SoHvaD jIquvmoHQo’, natlhDaj mu’tlhegh vay’: qaparHa’qu’“.

Göttinger entzifferte babylonische Keilschrift

Zur Sprache gehört auch eine Schrift, und möglicherweise schließt sich hier der Kreis endgültig. Das Klingon Language Institute (KLI) verwendet in seinem vierteljährlichen Journal eine klingonische Schrift, die auf den sichtbaren Zeichen in den “Star Trek”-Filmen basiert, jedoch nicht mit ihnen identisch ist. Die exakte Quelle dieser Schriftzeichen ist nicht eindeutig bekannt. Es gibt Meinungen, dass die babylonische Keilschrift als Vorbild diente und die wiederum wurde zuerst von dem Göttinger Studenten Georg Friedrich Grotefend entziffert. Er kam 1798 nach Göttingen, dem Jahr, in dem Gauß sein Studium abschloss.

Christoph Mischke
Ich bin in "Chöttingen cheboren", so wie es wohl Schorse Szültenbürger in seinen vergnügten Geschichten in Göttinger Mundart geschrieben hätte. Ich hatte immer das Glück in meiner Heimatstadt leben und arbeiten zu können und halte es mit dem Historiker August Ludwig von Schlözer, der sagte: "Extra Gottingam non est vita, si est vita non est ita." (Außerhalb Göttingens kann man nicht leben, wenn aber doch, dann nicht so gut).

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