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#fachwerkliebe
Serie: Fachwerkliebe #2 

Historische Perlen: Das Schrödersche Haus und seine verputzte Vergangenheit

Von Redaktion
Begleitet uns auf eine Zeitreise durch die Geschichte des Schröderschen Hauses, von seiner Errichtung durch Tuchmacher Jürgen Hovet im Jahr 1549 bis zur Wiederentdeckung seiner prachtvollen Fachwerkfassade durch August Schröder im 19. Jahrhundert. Erfahrt mehr über die rätselhaften Schnitzereien und Zunftzeichen und wie sie die Geschichte von Handwerk und Mode ihrer Zeit erzählen.
  • Altes Postkartenmotiv in schwarz/weiß vom Schröderschen Haus in Göttingen
  • Das Schröderschaue Haus in der Außenansicht mit Passantinnen, die an ihm vorbeigehen.

Hovet und Schröder: Gestalter eines Wahrzeichens

Schrödersche Haus: Jürgen Hovet ließ es erbauen

Gleich zwei Besitzern haben wir dieses Schmuckstück zu verdanken. Tuchmacher Jürgen Hovet ließ das Fachwerkhaus im Jahr 1549 erbauen und mit den wunderschönen Schnitzarbeiten versehen. Irgendwann, vermutlich zu Zeiten der Gründung der Georg-August-Universität, galten Fachwerkhäuser nicht mehr als „en vogue“, sondern schlichtweg als armer Leute Behausung. Mehr oder weniger fachmännisch wurden sie verputzt und das, was wir heute als hübsch, pittoresk und erhaltenswert erachten, verschwand unter Mörtel und Farbe.

Schröder ließ Fassade freilegen

Erst August Schröder, der das Gebäude um das Jahr 1883 kaufte, ließ die ursprüngliche prachtvolle Fachwerkfassade wieder freilegen. Vermutlich bei Reparaturarbeiten hatte er entdeckt, welch filigranes Kunsthandwerk sich unter der Putzschicht verbarg. Und da ist es doch auch in Ordnung, dass er seinen Namen in stolzer Breite zwischen Torbogen und Erker anbringen ließ, oder?

Ohne Schröder wären die uralten Eichenbalken samt ihrer Verzierungen möglicherweise für immer verschollen geblieben, die sehr unter dem Verputzen gelitten haben.

  • Knaggenschmick mit einem herausgearbeitetn Relief in einem nicht restaurierten Zustand.
  • Der Schmuck wurde restauriert und in einem Ocker-Ton wiederhergestellt.

Blick ins Detail: Was die Fassade des Schröderschen Hauses enthüllt

Männer und Frauen in zeitgenöschier Kleidung

Was genau an der Fassade im dunklen Eichenholz zu sehen ist, kann man heute nicht mehr it Sicherheit feststellen. Viele Köpfe und Ganzkörperansichten von Männern und Frauen sind dort zu sehen, augenscheinlich in zeitgenössischer Bekleidung.

Am Erker (Utlucht) gibt Blattranken in Grün und einige Phantasiegestalten, die so aussehen, als ob sie Fischschwänze tragen. Wer weiß, was Jürgen Hovet sich bei dieser Auswahl gedacht haben mag? Denn vermutlich wurden die Schnitzereien schon beim Bau angebracht.

Verspottende Schnitzereien

Einer von den kunstvoll herausgearbeiteten Köpfen sieht so aus, als ob er den vorbeilaufenden Passanten die Zunge heraustreckt. Vielleicht ein sogenannter Neidkopf, der Hass und Zorn abwenden sollte.

Inschrift: „To minen eren“

Die Inschrifttafel, die Hovet an der Utlucht anbringen ließ, ist, trotz sachkundiger Restaurierung kaum noch zu entziffern. „To minen eren. unde godes des heren. Anfang unde enden steit in godes henden. Gode to loven heft jurgen hoevet dut hus gebwt”, stand dort einst zu lesen.

  • Ein Relief mit einer Frau, die ihr Kind trägt ist eine Schnitzerei am Schröderschen Haus in Göttingen.
  • Eine Person mit offenen Mund, lässt Raum zur Interpretaion am Schröderschen Naus in Göttingen.
  • Das Zunftzeichen am Schröderschen Haus in Göttingen

Zeugnisse vergangener Zeiten: Hovets und Schröders Berufssymbole im Detail

Werkzeuge des Berufsstandes: Von Schlichten und Aufspleißen

Über dem Torbogen ist ein Mann mit Flügeln zu sehen, der ein Banner mit dem Baujahr vor sich trägt. 1549 ist darauf zu lesen. Vielleicht ein Schutzpatron des Hauses. Sowohl Hovet, als auch später August Schröder, haben Werkzeuge ihres Berufsstandes an der Fassade verewigen lassen.

Über dem Torbogen scheinen Wesen zu fliegen, die Pinsel zum Auftragen der sogenannte Schlichte sowie Weberschiffchen in den Händen halten. Unverzichtbare Werkzeuge der Weber und Tuchmacher.

Beim Schlichten wurden übrignes die Garne mit einer Mischung aus Kleister und Leim getränkt, damit sie vor dem Aufspleißen und Durchscheuern beim Weben geschützt waren.

Zunftzeichen im Rätsel: War Schröder Schlosser oder Klempner

Schröder wollte dem wohl nicht nachstehen und hat sein Zunftzeichen unter dem von Hovet direkt im Torbogen anbringen lassen. Merkwürdig dabei: Viele Recherchequellen vermelden, dass Schröder Schlossermeister gewesen sein soll, aber das geschnitzte Zeichen ist eindeutig das der Spengler- respektive Klempner-Zunft. Deutlich sind die Werkzeuge wie Spitzzirkel, Blechschere, Spenglerhammer und Lötkolben zu erkennen.

 

Redaktion
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Redaktion: Florian Heinz

Text: Christoph Mischke

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