Der Göttinger Kiessee ist eines der beliebtesten und wichtigsten Naherholungsgebiete der Region. Rund 15 Hektar misst die Wasserfläche, und der rund 2,5 Kilometer lange Uferweg ist zu allen Jahreszeiten bei Spaziergängern, Freizeitsportlern und Picknick-Freund*innen gleichermaßen beliebt.
Solange ich denken kann, kenne ich diesen See. Nicht nur, dass mein Vater leidenschaftlicher Angler war, wir hatten bis Ende der Neunzigerjahre auch einen Schrebergarten am Seeufer. Hier war auch unser hölzernes Ruderboot untergestellt, das mein Vater mit einem Anglerkollegen selbst gebaut hatte.
Die „Esox“, von „Esox lucius“, dem lateinischen Namen für den Hecht. Wie oft ich von Kindesbeinen an dort war? Keine Ahnung, aber vermutlich habe ich einen großen Teil meines Lebens hier verbracht.
Wer den Rundweg von der Nordseite aus betritt, hat gleich das perfekte Seepanorama vor sich. Je nach Wind- und Wetterlage plätschern die Wellen leise ans Ufer.
Die Enten schnattern mit den fiependen Blesshühnern um die Wette und erhoffen sich die eine oder andere Brotkrume von Besucherinnen und Besuchern. Allerdings ist das Füttern der Seebewohner streng untersagt, um eine verstärkte Blaualgenproduktion zu verhindern, die dem Fischbestand abträglich wäre.
Und Fisch gibt es hier reichlich: Aal, Barsch, Hecht, Karpfen, Rotauge, Rotfeder und Schleie werden hier gefangen. Häufig begegnen die Besucher den Anglern, die eher reglos am Ufer sitzen, aber auf ein freundliches „Petri heil“ hin, sich doch meist gerne ein wenig über die Schulter schauen lassen. Wer selbst einmal die Rute auswerfen möchte, benötigt eine Angelkarte für Gastangler. Das Gewässer wird vom Sport-Angelklub Göttingen e.V. bewirtschaftet.
Wenn ihr mit Kindern unterwegs seid, haben die euch jetzt sicher schon abgehängt, weil sie im Verlauf der langen Geraden das große Spielschiff schon entdeckt haben. Die 2004 geschaffene Ausgleichseinrichtung, eine Art Wehr, zwischen Flüthekanal und See haben sie dabei sicher übersehen. Naja, Kids müssen sich ja auch nicht für Hochwasserschutz interessieren. Sie haben sicher längst das hölzerne Schiff geentert und sind als „Käpt’n Sharky“ oder die „Piratten“ auf den sieben Weltmeeren unterwegs.
Auf der angrenzenden großen Liegewiese ist in den wärmeren Monaten auch ständig etwas los. Freizeitkicker, Frisbee-Cracks, Slackliner und Federball-Expert*innen haben hier ihren ungetrübten Spaß. Natürlich heißt es bei gutem Wetter auch hier: chill and grill. Blaue Rauchfahnen verkünden weithin sichtbar, wo es als nächstes die Bratwurst oder das Nackensteak vom Rost gibt.
An mehreren Stellen rund um den See hat die Stadtverwaltung große stählerne Boxen aufstellen lassen. Der ausgeschnittene Schriftzug „Grillasche“ verrät, wofür sie gedacht sind. Am schönsten ist hier das friedliche Miteinander anzusehen. Sportler, Musiker, Familien, Bücherwürmer und Sonnenanbeter in entspannter Eintracht. So soll das sein.
Im hinteren Bereich der Wiese liegen seit einiger Zeit große Kalksteinquader, die von den Gästen mal als Sitzfläche, mal als Tisch, mal als feuerfeste Grillunterlage, dafür sind sie eigentlich gedacht, genutzt werden. Manche stellen auch einfach ihr Fahrrad an den steinernen Würfel. Hier, unter den großen Linden, Platanen und Erlen, wo auch ein großer Blühstreifen samt Insektenhotel angelegt wurde, geht es etwas beschaulicher zu als vorne. Da findet sicher jeder Erholungssuchende sein perfektes Plätzchen.
Im Verlauf des Weges gibt das mitunter mannshohe Schilf immer wieder den Blick auf den See frei. Je nach Sonnenstand erzeugt die Wasseroberfläche ein Glitzern, das vor allem kurz vor Sonnenuntergang eine zauberhafte Stimmung schafft. Ach ja, auch wenn es so idyllisch ausschaut, das Baden und Schwimmen im Kiessee ist verboten. Muss mal gesagt werden, denn die Verlockung ist groß.
Am Südende des Sees, hinter der Vogelschutzinsel, sprudelt der Wassereinlauf von der Leine. Das ist natürlich ein Magnet für Kinder, aber die Eltern sollten dicht in der Nähe bleiben, denn die Fließgeschwindigkeit an dem kleinen Wasserfall ist nicht ohne.
Hinter dem kleinen Deich ist in den vergangenen Jahren eine wunderschöne naturnahe Parklandschaft entstanden. Goldrichtig für Familien, auch mit kleinen Kindern, die hier spielen und recht gefahrlos mal so richtig matschen können. Im Bereich der Insel lohnt es sich besonders einmal genauer hinzuschauen.
Neben vielen scheuen Wasservögeln, wie dem Eisvogel, lebt hier eine große Kolonie Graugänse, Grau- und Silberreiher sowie eine ganze Menge Kormorane. Den Angler*innen sind sie wegen ihres großen Appetits auf Fisch, ein Dorn im Auge. Man erkennt sie leicht, wenn sie mit ihren langen Hälsen und weit ausgebreiteten Schwingen auf den Ästen und Baumstämmen sitzen.
Im Gegensatz zu Enten und Gänsen besitzen sie keine Fettdrüsen und müssen ihre Federn regelmäßig in der Sonne trocknen.
Die aufmerksamen Betrachter*innen trauen möglicherweise ihren Augen nicht, wenn sie glauben, in Ufernähe eine Schildkröte gesehen zu haben. Richtig geschaut. Vor etlichen Jahren wurden die Rotwangen-Schmuckschildkröten wohl von Aquarianern, die ihrer überdrüssig waren, widerrechtlich hier ausgesetzt. Entgegen aller Unkenrufe, dass sich das Problem in einem kalten Winter von selbst löse, erfreuen sie sich bester Gesundheit. Sie wachsen, gedeihen und vermehren sich wohl auch.
Ich weiß, dass sie hier nicht hingehören, freue mich aber trotzdem immer, wenn ich sehe, wie sie ihre faltigen gestreiften Hälse der Sonne entgegen recken.
Die kleinen Infotafeln, die hier und da am Wegesrand stehen, bezeichnen die jeweiligen Bäume des Jahres, die hier vom Fachdienst Grünflächen der Stadt angepflanzt wurden: Feldahorn, Föhre, Ess-Kastanie und viele mehr werden kurz und informativ beschrieben.
Im hinteren Bereich des Sees, der übrigens bis 1960 noch nicht für Besucher erschlossen und zweigeteilt war, tummeln sich häufig die Schwäne. Schön und majestätisch anzusehen, aber Vorsicht und Abstand sind geboten, wenn sie Küken haben.
Die männlichen Höckerschwäne verstehen nämlich überhaupt keinen Spaß, wenn es um ihren Nachwuchs geht. Ich habe schon so einige Seebesucher flüchten sehen, die glaubten, der Herr des Hauses würde das Wasser schon nicht verlassen. Irrtum.
Wer um den See unterwegs ist, hat am Westufer die Gelegenheit seine Fitness im Bewegungspark unter Beweis zu stellen. Eventuell zu viel abtrainierte Kalorien können die Gäste dann am Ende des Weges im Kredo auf schmackhafte Art wieder nachlegen.
Neben der Sonnenterrasse des Restaurants gibt es hier auch zahlreiche Sitzgelegenheiten unter mächtigen Kastanien, um die Seeatmosphäre zu genießen. Die Kinder können sich auf dem Spielplatz mit Schaukeln, Kletterhaus und Rutsche, alles mit Seeblick, nochmal so richtig austoben.
Wer noch über genügend Kraft verfügt, sollte sich jetzt ein Ruder- oder Tretboot mieten, um den See auch von der Wasserseite zu betrachten. Gerade wenn eine leichte Brise weht, und sich das Tuch zahlreicher Segelboote und Optimistenjollen des Göttinger Segler-Clubs im Wind bläht, macht das extrem Spaß und ermöglicht hübsche Fotomotive.
Wer Glück hat, kann den Kanupolo-Spieler*innen des Göttinger Paddler-Clubs bei ihrem rasanten Sport zusehen. Vielleicht pflügen auch gerade die Kanuten des TWG 1861 mit ihren pfeilschnellen Booten durch die Wellen.
Ach ja, häufig werde ich von Neu- oder Nicht-Göttinger*innen gefragt, ob der Kiessee im Winter auch zufriert. Nun ja, eigentlich geschieht das in jedem Jahr, die Frage ist nur, wie dick das Eis wird. Erst ab einer durchgehenden Stärke von 12 Zentimetern werden große Teile des Sees für die Besucher freigegeben. Dann steppt hier allerdings der berühmte Bär und alles, was laufen kann, scheint mit Schlittschuhen auf der Eisfläche zu sein. Das letzte Mal ist allerdings schon einige Jahre her, das war im Februar 2012.
Redaktion: Florian Heinz
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